Miro im Einsatz
Miro hat sich von einem Programm für Designteams zu einer Whiteboardlösung für digitale Seminare entwickelt. Das Tool ist sehr vielseitig. Neben klassischen Interaktionen aus Präsenzworkshop bietet Miro viele Möglichkeiten, ein digitales Präsenzseminar interaktiv und motivieren zu gestalten.
Ich arbeite inzwischen sehr häufig mit Miro. Die große Stärke ist die Vielseitigkeit des Tools bei gleichzeitiger intuitiver Nutzung. Miro bietet ein großes digitales Whiteboard auf dem verschiedene Unterbereiche eingerichtet werden können. Anders als etwas einfachere Lösung, wie beispielsweise das auch beliebte Padlet, lassen sich so auf einem Board verschiedene Interaktionsfelder anlegen. Ich kann beispielsweise zum Start mit Miro eine klassische Kartenabfrage auf einem Frame machen. Im Laufe des Workshops dann verschiedene Frames mit verschiedenen Interaktionen, Mindmaps oder Sortieraufgaben einsetzen. Alles findet sich auf einem Board. Und alle Inhalten können dann als Bilddatei oder als PDF ausgegeben werden.
Der typische Einsatz von Miro
Wie schon bereits in einem früheren Posting erwähnt, ist Miro ein fantastisches Tool für die Online-Moderation. Ich mache auch immer wieder die Erfahrung, dass Miro sehr intuitiv funktioniert. Auch technisch nicht affinen Zielgruppen arbeiten sich schnell auf einem Miro-Board ein. Die Benutzerführung ist sehr intuitiv. Ich nehme mir bei Miro gerne 10 bis 15 Minuten für das Ausprobieren. Ich lasse die Teilnehmer:innen also austesten und erkläre dabei kurz den Einsatz. Damit senke ich die Hemmschwelle und gebe die Möglichkeit, die Funktionen auszutesten. Was sind meine klassischen Einsatzmöglichkeiten bei Miro?
Kartenabfragen und Brainstorming
Kartenabfragen und Brainstorming sind wohl die Klassiker für alle digitalen Workshops und Trainings. Die einfache Kartenabfrage, entweder bei der Vorstellungsrunde oder zu bestimmten Themen lässt sich einfach mit Miro umsetzen. Mit den Sticky Notes gibt es digitale Moderationskarten, mit verschiedenen Farben. Die Teilnehmer:innen können dann in einem Teilbereich Moderationskarten anpinnen. Genauso lässt sich auch ein Brainstorming umsetzen. Eine interessante Variante sind Brainstormings in Kleingruppen. Man kann auf dem Miroboard den Gruppen einzelne Frames geben. Da bedeutet, jede Gruppe bekommt einen Teilbereich des Whiteboards, für ein digitales Brainstorming mit Sticky-Notes. Dadurch können verschiedene Themen parallel bearbeitet oder vorbereitet werden.
Mindmapping zu einem Thema
Eine großartige Funktion von Miro sind die Templates. Das Tool ist auch für die digitale Teamarbeit konzipiert worden. Vorlagen sind vorstrukturierte Bereiche, zu denen Miro eine große Auswahl bietet. Zum Beispiel gibt es Vorlagen für Scrum und Kanban, Workflows für Design, Mindmaps und viele mehr. Ich verwende gerne die Mindmap-Vorlage in Gruppenarbeiten. In einer Mindmap werden Themen visuell und hierarchisch dargestellt. Dadurch bekommt eine Gruppe Gelegenheit, Über- und Unterpunkte zu sortieren.
Bewertungen mit Miro
Eine weitere Vorlage sind Retrospektiven. Damit sind Moderationsformate gemeint, in denen ein Team die eigene Zusammenarbeit bewertet. In der Vorlage gibt es drei vertikale Streifen, für gut-mittel-schecht. Diese Vorlage verwende ich gerne, wenn die Teilnehmer:innen etwas bewerten sollen. So kann ich mit dem Template die Frage visualisieren, was bei der digitalen Zusammenarbeit im Unternehmen gut oder weniger gut läuft. Oder ich kann konkret nachfragen, was bei der Nutzung eines Tools funktioniert oder nicht. Genauso kann man diese Vorlage für Priorisierungen einsetzen. Bei Veränderungen in der Organisation oder der Zusammenarbeit ist es häufig hilfreich zu entscheiden, was die Hauptpriorität hat. Mit Miro kann die Gruppe die wichtigsten nächsten Schritte planen.
Punktabfragen mit Miro
Bei einer klassischen Punktabfrage kleben die Teilnehmenden Haftpunkte an bestimmte Themen oder auf eine Zielscheibe. Sie können beispielsweise die Teilnehmer:innen darüber abstimmen lassen, welche Themen sie besonders wichtig finden. Oder sie lassen die Teilnehmer:innnen einen Aspekt des Seminars bewerten. All diese interaktiven Methoden sind mit Miro kein Problem. Es gibt eine Vorlage für eine Zielscheibe, oder Sie erstellen Themenlisten für digitale Bewertungen. Für die Haftpunkte können Sie einfach Kreise vorbereiten, die die Teilnehmenden dann auf dem Board platzieren. Natürlich gibt es für digitale Abstimmungen und Bewertungen auch eigene Tools. Die Umsetzung mit Miro hat aber Charme eines klassischen Workshops: Die Abstimmungen bekommen tatsächlich eine haptische Anmutungen und Sie sehen sie im Zusammenhang mit den anderen Interaktionen auf dem Miro-Board.
Ein digitales Welt-Café
Das ist zugegebenermaßen kein Standardformat von mir. Ich habe es im letzten Jahr aber schon ein paar Mal mit Miro umgesetzt. Ein Welt-Café bezeichnet eine Großgruppenmethode, bei der die Teilnehmer:innen über thematische Fragen ins Gespräch kommen. Die Fragen werden in der Regel von der Moderation vorgegeben und die Gesprächsrunden finden dann an Tischen statt.
Häufig wird dabei in drei Runden gearbeitet. Die erste Frage ist eröffnend, dann gibt es eine Frage die Probleme oder den Kontext adressiert und die letzte ist eher lösungsorientiert. Beispielsweise kann ein Welt-Café zum Thema Lernen in der ersten Frage die Stärken adressieren. In einer zweiten Runde geht es dann um die persönliche Beziehung zum Lernen. Und zum Abschluss um die Frage, was das Lernen fördert. Nach jeder Runde wechseln die Teilnehmer:innen den Tisch, die Ergebnisse werden auf jedem Tisch auf Papier oder einer Flipchart visualisiert. Eine Beschreibung der Methode finden Sie auf den Seiten von theworldcafe.
Die Stärke eines Welt-Café liegt darin, dass die Teilnehmer:innen intensiv in Gespräche kommen. Die Methode kann für einen ganzen Workshoptag – mit verschiedenen Fragen – eingesetzt werden. Ich setze sie eher punktuell ein, um bestimmte Themen strukturiert zu diskutieren oder auch für den Abschluss eines Trainings. Die große Stärke der Methode liegt darin, einen intensiven Austausch innerhalb einer Gruppe zu ermöglichen. Die Teilnehmer:innen sollen gerne auf die vorherigen Ergebnisse der Gesprächsrunden Bezug nehmen. Dabei sind die Visualisierungen aus den vorherigen Runden die Grundlage für neue Ideen, Weiterentwicklungen oder auch Widerspruch.
Ein Welt-Café lässt sich mit Miro digital umsetzen. Es gibt dafür zwar keine Vorlagen, aber die Tische lassen sich mit grafischen Elementen simulieren, mit Karten und Linien lassen sich die Strukturen für die Diskussionsrunden erstellen. Digitale Welt-Cafés waren immer ein richtiges Erlebnis in allen Kursen, in denen ich sie eingesetzt habe! Wichtig ist eine gute Erklärung des Prozesses und ein klar strukturiertes Miro-Board. Aber das Ergebnis war super, wie bei einem Welt-Café in einer Präsenzveranstaltung gab es intensiven Austausch und viele Diskussionen. Sie finden hier noch eine kleine Vorlage von mir für ein eigenes Welt-Café in Miro.
Warm-Ups mit Miro
Miro ist wunderbar geeignet für Warm-Ups in digitalen Workshops. Neben vielen Warm-Ups, die man mit der Kamera und einem Videokonferenz-Tool ein paar Warm-Ups, die ich mit Miro umsetze:
- Gif-Battle: Die Teilnehmer:innen suchen das lustigste GIF zu einem Thema oder einer Frage und laden diese auf Miro hoch. Mit einem Upload-Knopf lassen sich Bilder oder Gifs einbinden. Der Gif-Battle wird etwas hektisch, produziert aber lustige Überbietungswettbewerbe unter den Teilnehmer:innen.
- Web-Safari: Die Teilnehmer:innen teilen interessante Webseiten auf Miro und erläutern sie kurz. Man lässt am besten einen Link und einen Screenshot teilen. Wenn die Gruppe größer ist, arbeite ich mit Kleingruppen, jede Kleingruppe teilt dann eine Webseite.
- Wo bin Ich: Dieses Warm-Up ist inzwischen schon ein Klassiker in digitalen Seminaren. Die Teilnehmer:innen teilen Ihren Standort auf eine Deutschlandkarte. Karten lassen sich gut in Miro einbinden. Für die Einzeichnung des Standorts sollten auf dem Board Punkte oder Sternchen vorberietet werden.
- Bilder zu mir/Bilder Artefakt: Eine kurze Vorstellung mit Bildern. Die Teilnehmer:innen bitten, ein Bild zu teilen, das etwas von Ihrer Persönlichkeit wiedergibt. Bei der Vorstellungsrunde sollen die Teilnehmer:innen dann das Bild erklären. Eine Alternative für zwischendurch: Die Teilnehmer:innen machen ein Bild von etwas aus Ihrer Umgebung. Sie laden das Bild auf Miro hoch und erzählen kurz zu dem Bild.
- Zwei Wahrheiten, eine Lüge: Auch das ein Klassiker aus Workshops. Die Teilnehmer:innen erzählen zwei Wahrheiten und eine Lüge. Die anderen raten, was richtig ist. Das lässt sich auch mit Miro umsetzen. Man braucht einen Frame mit allen Namen der Teilnehmer:innen. Dann lässt man sie zwei Warheiten und eine Lüge in dem Frame einfügen. Die anderen raten, was korrekt ist.
- Der schrecklichste Job: Ein kleines, lustiges Warm-Up für zwischendurch. Die Teilnehmer:innen beschrieben den schlimmsten Job, den sie jemals machen mussten, auf dem Miro-Board.
- Deine Super-Power: Auch dieses Warm-Up ist inzwischen ein Klassiker für digitale Vorstellungsrunden. Die Teilnehmer:innen beschreiben auf einer Karte neben einer kurzen Vorstellung Ihre Super-Power, also ihr Fähigkeit, die sie einzigartig und besonders macht.
- Digitale Stimmungsabfragen: Stimmungsabfragen lassen sich unterschiedlich digital umsetzen. Auf Miro eignen sich Stimmungskarten, die die Teilnehmer:innen nutzen, um ihre aktuelle Stimmung auszudrücken. Eine solche gibt es auf der Seite von Mood-Meter.
- Digitale Spielereien für Pausen: Das funktioniert nicht bei allen Gruppen, kann aber die Pausen auflockern und ein Gemeinschaftsgefühl schaffen. Es gibt viele kleine digitale Spiele oder lustige Programme, die man per QR-Code auf einem Miroboard in den Pausen zur Verfügung stellen kann. Wie wäre es mit einem Ausflug mit einer digitalen Straßenbahn durch eine atemberaubende, gezeichnete Landschaft oder mit einem Jackson-Pollock Gemälde auf dem Handy? Auf der Seite Internetquatsch gibt es eine ganze Sammlung digitaler Spielereien zur freien Nutzung,
Generell gilt hier, ein bisschen Gestaltung macht Warm-Ups erst richtig interessant. Der schrecklichste Job wikt einfach besser, wenn noch ein Bild eines frustrierten Büroarbeiters auf dem Frame ist. Kleine Spiele für Pausen werden spannender wenn das digitale Whiteboard etwas gestaltet wird.
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