Warum Warm-Ups für E-Trainer ein Muss sind

Warm-Ups haben bei vielen Trainern nicht immer den besten Ruf. Ja, generell ist es natürlich richtig, die Teilnehmenden zu aktivieren und bei der Stange zu halten. Aber warum sich zum Affen machen? Und warum ziehen die nicht mit, wenn es doch soviel interessanten Stoff gibt? Gerade für E-Trainer sind Warm-Ups aber noch wichtiger für einen gelingenden Kurs und es gibt keinen Grund sie auszulassen.

Auch erfahrenden Trainern hängen Warm-Ups manchmal zum Hals raus. Ich bin da keine Ausnahme, häufig sind Trainer sehr stark in ihrem Stoff drin und dadurch einfach schon von Grunde auf motiviert. Teilnehmende dagegen kommen mit ganz unterschiedlichen Motivation in ein Training oder werden sogar von der Leitung geschickt um jetzt mal etwas zu einem Thema zu machen. Genau deshalb trifft man aus der Sicht des Lehrenden häufig auf eine ganz „gemischte Truppe“ und der Reiz besteht darin, diese ganz Teilnehmenden kennenzulernen und für die verschiedenen Anliegen Angebote zu machen.

Für E-Trainer sind Warm-Ups sogar noch wichtiger als in klassischen Präsenzseminaren. Ich würde sogar so weit gehen, dass ein Webinar ohne Warm-Ups mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern wird. Und das hat mit den Besonderheiten von Online-Trainings zu tun.

Teambuilding muss aktiv gefördert werden

Bei digitalen Trainings muss das Teambuilding aktiv gefördert werden. Das hat damit zu tun, dass die Teilnehmenden meistens alleine vor dem Bildschirm sitzen. In einem realen Präsenztraining finden die Teambildungsprozesse automatisch statt. Hier muss ich als Trainer etwas dafür machen. Warm-Ups für E-Trainer sind also ganz wesentlich für ein Webinar, das die Teilnehmenden auch mitnimmt. Genauso wie der Einbau von Interaktionen braucht ein funktionierendes Webinar hier mehr Planung und Gestaltung. Denn in einem klassischen Setting findet bereits viel Aktivierung durch die Teilnehmenden selbst statt. Hier ist das schwieriger möglich, genauer gesagt, muss ich es deutlicher einfordern und gestalten.

Das kann über Zeiten in Breakout-Session geschehen oder über einen informellen Austausch über ein Miro-Board. Wichtige Formen des Teambuildings für E-Trainer können auch über Formen des informellen Austauschs geschehen. Das kann etwa eine Web-Safari sein, bei der die Teilnehmenden interessante Webseiten teilen. Oder über Warm-Ups, die Kreativität erfordern. Bilder zeichnen, visualisieren, passende Gegenstände in die Kamera halten ist nicht nur eine nette Abwechslung, sondern bringt auch die Persönlichkeit der Teilnehmenden ein. Auch digitale Spiele können interessante Warm-Ups ergeben. So können Sie etwa Ihre Teilnehmenden in einem Jackson Pollock Look alike Wettbewerb antreten lassen. Oder mit Macaroni-Draw das kreativste Nudel-Monster küren.

Warm-Ups für E-Trainer gegen zuviel Zeit am Bildschirm

Dazu kommt die lange Zeit am Bildschirm. Während es im klassischen Seminar zu Bewegung kommt, die Teilnehmenden stehen auf, essen etwas, es bilden sich Grüppchen, die über das Training sprechen usw. fällt all das weg. Wir sitzen buchstäblich sehr lange vor dem Bildschirm. Auch wenn klassische Warm-Ups hier schnelle an ihre Grenzen kommen, sind auch Warm-Ups, die den Körper mit einbeziehen möglich. Auch hier sind E-Trainer wieder gefordert mit aktiven Aktivierungen der Teilnehmenden und auch mit der Aufforderung, den Körper nicht ganz zu vernachlässigen. Vielleicht ist es schon eine einfache und witzige Idee, in der Mittagspause eine kleine Fotosafari zu machen und die Teilnehmenden aufzufordern ihre Fotos des Mittagsessens oder ihrer Umgebung hochzuladen.

Neben Bewegung bietet auch ein digitales Whiteboard wie Miro, Mural oder das Conceptboard viele Möglichkeiten für Warm-Ups. Eine große Sammlung mit oder ohne Whiteboards finden Sie auf dem Blog von Mural. Auch einfache Warm-Ups und Energizer, bei denen die Teilnehmenden aufstehen müssen, bringen Abwechslung und Bewegung in das Webinar. Wenn alle etwas in ihrem Arbeitszimmer suchen müssen, sorgen Sie bereits dafür, dass die Teilnehmenden aufstehen und sich im Zimmer umschauen.

Ideen für den informellen Austausch

Auch das ist ein markanter Unterschied zu der klassischen Trainingssituation. Informeller Austausch gehört eigentlich zum Seminar und es gibt viele Teilnehmende, die gerade das an Trainings schätzen. Das schnelle Schwätzchen bei der Kaffeepause, das Gespräch auf dem Weg oder zwischen den Gruppenarbeiten machen ein Training lebendig und sind häufig der Hauptgrund für den Besuch. Und das muss garnicht schlecht sein, so sind etwa beim Thema Selbstmanagement die meisten Inhalte bekannt. Interessant an einem Training ist dann eher der Austausch mit anderen darüber, wie die mit Zeitknappheit umgehen. Der Job des Trainers ist dann eher für eine gute Atmosphäre zu sorgen, den Austausch zu ermöglichen und Erfahrungen einzubringen.

Das ist leider schwierig digital abzubilden. Digitale Trainings zeichnen sich durch eine stärkere „Sequenzcharakter“ ab. Die Inhalte geschehen hintereinander und auch der informelle Austausch muss irgendwo stattfinden und kann nicht so einfach spontan entstehen. Zumindest, wenn das Training über Zoom oder einen ähnlichen Videochat abgehalten wird. Räumliche Videochats wie Gather Town könnten das verändern und bei digitalen Trainings spontaner werden lassen. Ich behelfe mich dadurch, dass ich Breakout-Sessions auch als Warm-Up einsetzen und für den informellen Austausch nutze. Dazu halte ich kurze Breakout-Sessions zwischen 5 und 7 Minuten in kleinen 2er und 3er Gruppen abhalte. Das führt zu stärkeren Austausch der Teilnehmenden und fügt ein spontanes Element hinzu, da die Sessions zufällig gewählt werden. Eine Alternative könnten Peer-Sessions nach dem Seminar sein. Die Teilnehmenden finden sich zu Kleingruppen zusammen, auch hier in 2er und 3er Teams. Nach dem Training gibt es Peer-Gespräche, bei denen die Teams sich offen über die Inhalte oder bestimmte Themen austauschen.